9. Dezember

Zum 2. Advent eine kleine Weihnachtserinnerung

Meine Kindheitserinnerungen von Weihnachten 1962 bei meiner Oma
Aus meinen Erinnerungen, ich war 10 Jahre alt

Jedes Jahr an Weihnachten gab es bei unserer Oma Weihnachtskuchen. Omas Weihnachtskuchen war der allerbeste Kuchen auf der Welt, fanden wir Kinder und - er hieß ganz einfach nur Weihnachtskuchen.

Wir Kinder liebten ihn und wer in der Weihnachtszeit Kuchenlust verspürte, kam zu Besuch zu unserer Oma. Alle Kinder aus unserer Familie sowie einige Nachbarskinder saßen dann in Omas Küche und schwatzten und tranken Kakao.
Meine Oma genoss diese Momente und stellte Mengen von Weihnachtskuchen auf den Tisch, den sie schon Tags zuvor emsig gebacken hatte.



Oma Auguste liebte Kinder, sie war eine kleine zierliche gutmütige Frau, die stehts den Kindern ein kleines weises Sprichwort mitgab, wie zum Beispiel:
Ohne Fleiß kein Preis...... oder..... wer rastet der rostet .......oder .....Eine Freude kann 100 Sorgen vertreiben und viele viele mehr. Mir sind noch so viele in Erinnerung. Zu jeder Gelegenheit gab es eins ihrer Sprichwörter.

Omas Weihnachtskuchen war ein Geheimniskuchen und er schmeckte immer anders. Und wie es mit Geheimnissen so ist, werden sie nicht verraten. Sonst ist es kein Geheimnis mehr, sagte Oma und hob wichtig ihren Zeigefinger.

"Geheimnisse sind doof" maulte eines der Kinder, und Nachbarin Emmi, die schon seit vielen Jahren versuchte Oma das Rezept von ihrem berühmten Kuchen zu entlocken, rümpfte die Nase.

"Du bist aber auch so eigensinnig, Guste!!" schimpfte sie mit quäkender Stimme. "Wenn du das Rezept nicht irgendwann verrätst, nimmst du das Geheimnis mit ins Grab. Und dann ist der Weihnachtskuchen für alle Kinder verloren. Willst du das etwa? Das kann doch nicht dein Wille sein?"
Oma schmunzelte.

"Netter Versuch mir das Rezept zu entlocken liebe Emmi", sagte sie, "aber ans Grab denke ich überhaupt noch gar nicht, also wird es auch noch viel Weihnachtskuchen hier bei mir geben." Und sie fügte mit einem Lächeln hinzu. "außerdem habe ich das Geheimnis in einem Geheimnis versteckt, und das wird irgendwann, Irgendjemand zu irgendeiner Zeit entdecken. Dann wird es die richtige Zeit sein, dass mein Weihnachtskuchenrezept in neue Hände kommt. Es werden die richtigen Hände sein, darauf vertraue ich."

Das sagte sie zwar mit einem kleinen Augenzwinkern, aber sie wirkte dabei doch sehr bestimmt.
Alle waren still und keiner sagte mehr etwas. Was auch?
Emmi, unsere langjährige Nachbarin zog eine Grimmasse und wirkte sichtlich unzufrieden.

"Aber", sagte Oma, ich habe noch was zu sagen. "Nächsten Sonntag freue ich mich wenn ihr alle wiederkommt, denn dann gibt es????"........Weihnachtskuchen riefen alle im Chor und lachten.